Artikel aus der LZ vom 23.5. 2007

LAMPERTHEIM/NEUSCHLOSS Der Neuschlösser Sodabuckel ist aus gutem Grund abgesperrt: Man kann vergifteten Staub einatmen. Die Grünen-Landtagspolitikerin Ursula Hammann schaute sich am Montag vor Ort um und bot Projektbeirat Altlasten sowie der Stadt Lampertheim ihre Hilfe an. Zweifelhaft ist nämlich, ob das Land Geld zur Sanierung beisteuert.  
Von

Oliver Lohmann

Er war ein herrliches Abenteuerspielplatz-Gelände und würde auch heute noch zum Toben einladen, wenn er nicht umzäunt und verschlossen wäre: der Neuschlösser Sodabuckel. Am Montagabend streifte aber eine Erwachsenengruppe dort umher, um sich einen Eindruck vom Zustand des Areals zu machen. Die Gruppe, bestehend aus grünen Politikern, Mitgliedern des Projektbeirats Altlasten Neuschloß (PAN) und Verwaltungsmitarbeiter Stephan Frech, wollte wissen, ob eine Gefahr für die Anwohner besteht.

Obwohl das Gelände mit Bäumen und Büschen bewachsen ist und in einem angrenzenden Garten sogar Frösche quaken, sollte man sich nicht von der Idylle täuschen lassen: Hundert Jahre lang diente das Areal als Abfallhalde der Chemischen Fabrik. Hier wurden unter anderem Dioxine gefunden. Die Polit-Spaziergänger ließen sich von Stephan Frech an den "Dioxinwall" führen, der unmittelbar an private Gärten angrenzt. Dort lagen noch Steine der Fabrik umher, Frech zeigte einen Schlackestein aus der damaligen Produktion. Immerhin: Dioxin gilt als nicht wasserlöslich, kann also nicht das Grundwasser vergiften. Doch der Staub, der hundert Meter vom Dioxinwall entfernt gemessen wird, sollte vielleicht doch nicht eingeatmet werden. Frech zeigte den Grünen und PAN-Mitgliedern Stellen, an denen Wildschweine den Boden aufgewühlt hatten. Bei Wind wird die Erde weggeweht...

Frech erläuterte den Grünen, darunter die Landtagsabgeordnete Ursula Hammann, dass ein Abtransport der belasteten Erde aus finanziellen Gründen nicht machbar sei. Es bleibe nur, flache Ablagerungen auf die große Halde zu schieben und eine Schutzschicht draufzulegen. "Aber der Wald muss auf jeden Fall weg. Und wenn dann der Sodabuckel in ein paar Jahren abgesichert ist, geht es an die weiteren Altlasten Sandgruben und Roter Hof", so Frech. Bezahlen muss das die Stadt Lampertheim, man hofft aber auf eine Finanzspritze aus hessischen Fördertöpfen. Vom Rechtsnachfolger der früheren Chemischen Fabrik sei nichts zu erwarten. 3,5 Millionen Euro werden an Kosten geschätzt für die "Minimalabsicherung" des Sodabuckels.

"Es ist für uns nicht akzeptabel, dass der Sodabuckel so wie jetzt stehen bleibt" - PAN-Sprecherin Carola Biehals Meinung war eindeutig. Die Sanierung der Sodabuckel-Südflanke an den Gärten hätte ein Anfang sein können, doch das Land Hessen hat seinen Plan geändert und will am Sodabuckel nicht viel machen. Biehal wünschte sich eine Untersuchung darüber, ob eine Sickerwasser-Sperrschicht wie im Wohngebiet nötig ist.

Grünen-Abgeordnete Ursula Hammann befand, dass das Land viel in Neuschloß getan habe. "Aber falls zugesagt worden ist, auch den Sodabuckel zu sanieren, dann müssen wir das diskutieren." Hammann ist stellvertretende Vorsitzende des Umweltausschusses im Landtag - in diesem Gremium könnte das Thema öffentlich behandelt werden. "Leider gibt es noch viele Altlasten in Hessen, und das Geld wird immer knapper", so die Politikerin. Die Landesregierung habe in ihrer Regierungserklärung versprochen, die Wirtschaft solle die Altlastensanierungen bezahlen. Dies sei bislang nicht geschehen. "Wir sollten schauen, ob doch etwas machbar ist." Angesichts leerer Lampertheimer Kassen ein hoffnungsvoller Ansatz.



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