Vorstellungsrede Mirja Mietzker-Becker

Liebe Freundinnen und Freunde,

diese Anrede ist noch neu für mich. Einige von Euch treffe ich heute pandemiebedingt zum ersten Mal live, persönlich und völlig unverpixelt.

Wir haben in den letzten Wochen gemeinsam digital dazu gelernt, sind ein bisschen praktisch moderner geworden, so wie der Rest der Welt übrigens auch. Mittlerweile ist „grünes Denken“ Teil des Zeitgeistes, Teil des Zeitgeistes ist ein Umdenken zu grünen Werten.

Umdenken gehört auch zum neuen Grundsatzprogramm der Grünen. Aufbauend auf dem Bekenntnis zur Klima- und der Frauenbewegung, ist es zukunftsweisend und erreicht jetzt auch Menschen in den letzten Winkeln der Mitte der Gesellschaft, wie mich.

Ich bin seit November offizielles Mitglied der Grünen und bewerbe mich heute, hier bei Euch liebe Freunde, um den 1. Platz der grünen Liste zur kommenden Kommunalwahl in Lampertheim. Auf Kreisebene stelle ich mich ebenfalls zur Wahl.

Vielleicht fragt Ihr Euch: Wie komme ich dazu, als Mutter von drei Kindern, neben meiner kleinen Firma, auch noch hier sprechen zu wollen?
Warum verbringe ich meine Zeit mit doch, durchaus trockenen, aber auch sehr detailreichen, spannenden Themen, wie der HGO?
Warum freue ich mich auf künftige Fraktionssitzungen, in denen mit einem schwierigen Haushalt in einer mehr als unruhigen Pandemiewirtschaft gearbeitet werden muss?
Warum kümmert es mich so sehr, ob das Rebhuhn in Lampertheim brütet oder nicht? Und ob es dies auch in 10 Jahren noch tun wird?

Einfach gesagt: Es geht jeden von uns an, wo und wie wir leben, also auch mich! Ich möchte in einer Gemeinschaft leben, in der zusammen daran gearbeitet wird, eine lebenswerte, nachhaltige mit grünen Werten gefüllte Welt zu schaffen und zu erhalten.

Als einen Misserfolg würde ich es empfinden, wenn in 20 Jahren keine Rebhühner mehr in unserer Gemarkung zu finden wären.
Ich fände es traurig, wenn ich meinen Enkelkindern erzählen müsste, dass das Rebhuhn von uns aus der Welt verjagt wurde. Und warum? Weil dieses Geschöpf, von uns Bürgern, als nicht wichtig genug wahrgenommen wurde, als es gefährdet war.
Ich möchte meinen Nachkommen antworten können, dass es wichtig ist, sich für das Richtige einzusetzen, auch wenn das Thema trocken, öde oder unpopulär ist. Das es richtig ist, um einen Vogel einen Riesenwirbel zu veranstalten, der ein Teil unserer lebenswerten Welt ist. Und weil es genützt hat, sich selbst politisch einzubringen, liebe Freundinnen und Freunde.

Mit der Geschichte des Rebhuhns hat mich Dieter sehr bewegt und ich bin ihm dankbar dafür.
Ein Tier in Not ist greifbarer als die Widerstände in der Diskussion über Ölheizungen und Gastankstellen. Ein Huhn ist anschaulicher als der entstehende Konflikt, wenn der Sinn von Vereinsförderung gegen die Stabilisierung der Kinderbetreuung erörtert wird.

Gerade der letzte Aspekt wurde durch Corona maßgeblich in den Vordergrund unseres Lebens gerückt. Wir haben erkannt, dass eine stabile, gute, hochwertige und finanzierbare Kinderbetreuung Arbeitsplätze und Wohlstand sichert und Planungssicherheit für eine Vielzahl von Menschen bedeutet. Auch in Zukunft möchte ich mich in diesem umfassenden Themenumfeld engagieren, dass heute einen der größten finanziellen Einzelposten unserer Stadt stellt.

Gregor und ich stellen uns heute als Spitzenkandidaten-Team zur Wahl. Als humorvolle Grüne, die sich von Politik begeistern lassen, wollen wir gemeinsam mit einem Team mit frischem Wind und viel Erfahrung in den Wahlkampf und danach in ein Stadtparlament einziehen, dass sich für grundsätzliche grüne Werte einsetzt und engagiert.

Neu zu sein, bedeutet nicht unbedingt schüchtern sein zu müssen. Fragen zu stellen bedeutet aber in jedem Fall, antworten zu erwarten. Auf viele der kommenden Antworten bin ich schon jetzt sehr gespannt. Ich erwarte andere Argumente für die Zukunft als das altbekannte "das haben wir immer so gemacht und es hat gut genug funktioniert." "Gut genug" reicht schon eine ganze Weile nicht mehr aus! Spätestens seit 2020 wissen wir das auch alle sehr genau. Nicht nur wir Grünen kennen inzwischen das Wort Zoonose. Neben Waldbränden durch andauernde Trockenheit, ist die Übertragung von Krankheiten vom Tier zum Menschen wohl für alle aktuellen Generationen die greifbarste Gefahr geworden.

In den kommenden 5 Jahren möchte ich gerne dort unterstützen, wo grüne Ideen gedeihen sollen. Unser Planet ist kein Fass ohne Boden, sondern ein leeres Fass, auf dessen Boden man deutlich blicken kann. Auch Lampertheim ist Teil dieses Planeten und kann helfen ihn zu erhalten. Die Ökobilanz unserer Stadt zu kennen und künftig Entscheidungen auch unter diesem Aspekt zu beurteilen, halte ich für ebenso wichtig, wie eine vertrauensvolle Zusammenarbeit mit der Verwaltung, die sich durch Transparenz auszeichnen sollte.

Die Welt ist nicht weit weg, sie gehört zu Lampertheim und Lampertheim gehört zur Welt, in der wir leben.
Grün zu sein bedeutet für mich, sich mit den großen Fragen zu unserer Zukunft auseinanderzusetzen. Sei es bei kleinen Entscheidungen, die sich auch um Schottergärten und Grünflächen in der Innenstadt drehen oder im Gedanken an die großen Probleme, die auch im Insektensterben und der fortdauernden Trockenheit zu finden sind. Nicht zuletzt auch in Corona und den Folgen der Pandemie.
Grün zu sein bedeutet für mich, die Welt, in der wir leben, nicht zu ignorieren, sondern uns dafür einzusetzen, dass Lampertheim weiterhin ein liebens- und lebenswerter Ort ist und in Zukunft auch bleibt.
Dafür werde ich mich einsetzen und bedanke mich bereits heute für eure Unterstützung liebe Freundinnen und Freunde.

Vorstellungsrede Gregor Simon

Liebe Freundinnen und Freunde, liebe Gäste,

in Bewerbungsreden, spricht man ja in der Regel vor allem von sich selbst. Ich möchte mit dieser Regel brechen und mich zunächst darüber freuen, dass es mir gelungen ist, mit Mirja Mietzker-Becker die stellvertretende Stadtelternbeiratsvorsitzende zu uns Grünen zu lotsen. Das ist – und damit wären wir wieder bei mir – für mich das größte Kompliment für meine Arbeit im Sozialausschuss. Es lag mir am Herzen den Eltern der Elterninitiative zuzuhören und mich für ihre Anliegen stark zu machen. Nur durch deren Briefing war ich in der Lage diese Aufgabe korrekt wahrzunehmen. Umso mehr freut es mich, dass neben Mirja auch Iris Henkelmann und Marilyn Menger aus der Elterninitiative ihren Weg zu uns gefunden haben. Das ist ein großer Gewinn für uns und wird dazu beitragen, dass wir künftig noch besser Elterninteressen in Lampertheim vertreten können. Das ist auch dringend nötig. Ich möchte nicht nur eine Bürger*innenkommune, sondern auch Elternkitas, in denen Eltern mehr Mitspracherecht in allen Belangen haben. Wir haben als Grüne ein öffentliches Forum Kinderbetreuung gefordert und die Koalition hat daraus einen nicht-öffentlichen Arbeitskreis Kinderbetreuung gemacht.

Damit wäre ich beim nächsten Punkt. Ich möchte mehr Transparenz in der Lampertheimer Politik und keine nicht-öffentlichen Sitzungen, die Bürger*innen und Presse ausschließen. Information ist die erste Grundlage von Beteiligung. Mag sein, dass sich die Koalition für ihre Politik so schämt, dass sie diese in nicht-öffentlichen Sitzungen verbergen muss. Wir wollen Öffentlichkeit. Bei der Diskussion um Kinderbetreuungsthemen, aber auch im Stadtmarketingbeirat und bei allen anderen Themen auch.

Ich möchte ein grünes Lampertheim, denn Pflanzen tragen nicht nur zur Verbesserung des Stadtklimas bei, sondern erhöhen auch die Aufenthaltsqualität. Ich möchte eine Stärkung des Ordnungsamtes, um dem Parkchaos den Kampf anzusagen und die Radwege freizuhalten. Ich möchte auf ansprechende Wohnungen, statt auf Einfamilienhäuser setzen, um zum einen dem Wohnungsmangel zu begegnen und zum anderen ökologische Wohnformen zu fördern.

Zuletzt möchte ich noch etwas zum politischen Stil sagen, weil ich weiß, dass ich nicht unumstritten bin. Ich solle mit meinen Reden lieber in eine Kabarettsendung statt ins Parlament wurde einmal gesagt. Aber wie soll man denn bei den Anträgen der Koalition ernst bleiben? Die Entwicklung eines Sicherheitskonzepts durch lokale Künstler, das die Koalition beschlossen hat, stellte sich zum Schluss als das Bemalen einer Unterführung heraus und die lokalen Künstler war der SPD-Ortsverband. Die Nahverkehrsgesellschaft VTL, die einen Mitarbeiter hat, sollte neben einem Aufsichtsrat auch noch einen Beirat mit Politikern bekommen. Wir haben dafür gesorgt, dass es zu einem Fahrgastbeitrag wurde, aber die Koalition bestand darauf, dass weiterhin Politiker darin sitzen – mit Stimmrecht! Die Koalition forderte eine Organklage gegen das Land Hessen, obwohl Lampertheim kein Organ des Landes Hessens ist. Die Verwaltung sollte sogar auf Wunsch von SPD und FDP ein Volksbegehren starten. Auch ein merkwürdiges Verständnis für Demokratie. Wie soll man denn bei solchen Anträgen ernst bleiben? Das sind Showanträge und ich werde auch weiterhin aussprechen, dass Bullshit Bullshit ist. Mein politisches Vorbild ist der kleine Junge aus dem Märchen „Des Kaisers neue Kleider“.